Erwachsenenpsychotherapie
Die Individualpsychologie sieht alles menschliche Streben als ein Streben nach Vollkommenheit. Der körperliche und seelische Lebensdrang ist an dieses Streben geknüpft. Jede seelische Ausdrucksform stellt sich als Bewegung dar, die von einer Minussituation (zu wenig, nicht gut genug) zu einer Plussituation (perfekt, vollkommen) führen soll. Der Weg, das Bewegungsgesetz, das sich jedes Individuum im Beginne seines Lebens selbst gibt, abhängig von seinen angeborenen Fähigkeiten und Unfähigkeiten, seiner ersten Eindrücke aus der Umgebung, ist für jedes Individuum verschieden – im Tempo, im Rhythmus und in der Richtung. Im permanenten Vergleich mit der unerreichbaren idealen Vollkommenheit ist das Individuum ständig von einem Minderwertigkeitsgefühl erfüllt und von diesem angetrieben und ist versucht, diese Unterlegenheit mit Macht- und Geltungsstreben zu überwinden.
Frühe Beziehungs-, Trennungs- und Verlusterfahrungen (Traumata) prägen die Art und Weise, wie wir dieses In-der-Welt-Sein und die Welt um uns herum verstehen und unsere Beziehungen gestalten. Sie bilden das Fundament für unsere Persönlichkeit und unseren Charakter. Und – sie drücken sich durch Lebens- und Körperhaltungen aus. Beides verrät viel über unser Geworden-Sein und sagt viel über unsere Ängste, mit dem, was da ist und gesehen, gewürdigt und anerkannt werden will, aus. Es bilden sich Muster aus, der individuelle Lebensstil ist verfestigt.
Wir begegnen Schwierigkeiten mit uns und mit anderen, die Leidenszustände und Symptome verursachen und nicht so einfach zu entschlüsseln sind. Manchmal äußern sich diese Leidenszustände durch ungewollte und unangenehme Gefühle, körperliche Beschwerden oder Verwirrungen und Verstrickungen, die uns selbst oder unserer Umwelt Rätsel aufgeben. Sie können soziale Ablehnung verursachen und uns von uns selbst und vom Leben abschneiden. Wir sind unglücklich und unzufrieden, können unsere Emotionen, Gedanken und Körperempfindungen nicht kontrollieren und regulieren und eine tiefe Verletzung im tiefsten Inneren wird nicht heil. Quälende immer wieder kehrende Gedanken beherrschen uns und wir haben die Steuerung des Bootes auf unserer Reise durchs Leben verloren. Vielleicht werden wir immer wieder von der Vergangenheit eingeholt, von Erinnerungen, Gedanken, (schmerzlichen) Emotionen oder körperlichen Schmerzen oder Erkrankungen. Wir fühlen uns wie gelähmt, ohnmächtig, wütend, verwirrt, voller Angst oder Schmerz, fühlen uns verzweifelt oder einsam, verstehen nicht. Wir leiden und finden keine Erleichterung und Beruhigung unseres Körpers, unseres Geistes und unserer Seele. Und trotzdem fällt das Loslassen bitterer und leidvoller Zustände oft schwer.
„Was wir sind, sind wir in unserem Körper. Der Körper ist der Handschuh der Seele, seine Sprache das Wort des Herzens. Jede innere Bewegung, Gefühle, Emotionen und Wünsche drücken sich durch unseren Körper aus.“ (Prof. Samy Molcho)
Man kann nicht nicht kommunizieren (Watzlawick), was bedeutet, dass Kommunikation immer als somato-psychische Aktivität zu betrachten ist. Jede psychische Bewegung ist somit gleichzeitig auch eine körperliche Aktivität (Mimik, Gestik, Körperhaltung, Muskeltonus, Stimme, Atmung, vegetative Sensationen, Aufmerksamkeitssteuerung, neuroendokrinische Tätigkeit).
Ich begleite Sie gerne in Ihrem Prozess.
Die Gestaltung des Settings (Methode und Verfahren) und der Frequenz (1-3 mal wöchentlich oder in größeren Abständen) richtet sich nach Ihrem individuellen Anliegen und nach unserer Übereinkunft über die Arbeitsweise. Ich werde Ihnen vorschlagen, wovon Sie meiner Ansicht nach am Besten profitieren können.
Die Psychotherapie hilft Ihnen im Erkennen der Zusammenhänge und der Dynamik des Gewordenseins, der innerpsychischen Verarbeitungs- und Bewältigungsmuster, die sich in inneren und auf die Umwelt gerichteten Spannungszuständen ausdrücken. Die Ausrichtung der Aufmerksamkeit im Erleben und Erfahren auf das Jetzt, auf den gegenwärtigen Moment ist hilfreich und lösend. Dann ist es möglich zu erkennen, was ist, wo Sie stehen, was Sie brauchen, um wieder Ruhe zu finden.
„Probehandeln“ im Rahmen einer therapeutischen Beziehung, in der sich der/die TherapeutIn auf die Übertragung (unbewusste Gefühle, Affekte, Erwartungen, Wünsche, Befürchtungen aus bedeutsamen Beziehungserfahrungen werden auf den/die TherapeutIn übertragen und reaktiviert) einlässt, gibt durch Ermutigung die Möglichkeit, korrigierende Beziehungserfahrungen zu machen, das Selbstwertgefühl zu stärken, auf nicht hilfreiche Sicherungstendenzen (Angstbewältigungsstrategien) zu verzichten und die Symptombildung aufzugeben, was sich heilend auf den Leidenszustand auswirkt. Das Verstehen der lebensstiltypischen Äußerungen und des Verhaltens wird so berührt und führt zu einer sinnvollen Selbstregulierung und Neuorientierung der Persönlichkeit.