Erkennen, was ist ...

„Erkennen, was ist …“

„Es ist, was es ist.“  (Erich Fried)

„Annehmen, was ist.“

„Akzeptieren, was ist.“

Halten * nicht aushalten können  *aushalten * Halt * haltlos * den Halt verlieren * zusammenhalten  *für Gut halten * festhalten * dagegen halten * dafür halten * behalten * innehalten * standhalten * mithalten * Halt finden * …

 

Diese und noch weiterführende Unterbegriffe des Wortes „Halt“ oder „halten“ sind mit unserer elementaren Erfahrung des Lebens und des Lebendig- Seins verbunden. Die Halteerfahrung, die der Säugling aber auch schon das Ungeborene macht, prägt unser Gefühl und unseren Umgang mit Sicherheit und Unsicherheit. Das wirkt sich unweigerlich auf unser Wohlbefinden aus, das wir mehr oder weniger deutlich bewusst wahrnehmen und bewusst ausdrücken. Je nachdem wir gerade angenehme oder unangenehme subjektive Erlebnisse haben, reagieren darauf unsere Gedanken, werden Gefühle ausgelöst, haben wir Körperempfindungen bzw. stehen wir in einer gewissen Art und Weise in Bezug zu unserem Körper und verhalten uns. Dabei sind die Erlebnisweise und der jeweilige Ausdruck stets individuell.

Wir sind gefordert, all diese Empfindungen und das innerpsychische Geschehen zu regulieren und zu beruhigen, um Wohlbefinden herstellen zu können. Haben wir das Gefühl, Spannungs- und Stresszuständen ohnmächtig gegenüber zu stehen oder sie destruktiv zu bewältigen, entstehen in uns Leidenszustände oder die Umwelt reagiert darauf.

Was ist Psychotherapie?

Der Begriff „Psychotherapie“ stammt aus dem Altgriechischen und bedeutet ursprünglich den ganzen Menschen, das heißt seine Seele, sein Gemüt, seinen Verstand, seine Lebenskraft zu unterstützen, zu heilen, zu pflegen und auszubilden.

Laut Definition des BM für Gesundheit ist Psychotherapie ein eigenständiges Heilverfahren im Gesundheitsbereich. Sie geht davon aus, dass Körper und Seele eine Einheit sind. Krankheiten, Symptome oder Leidenszustände sind demnach entweder Ursache oder Ausdruck von seelischem Ungleichgewicht. Es betrifft die Behandlung von psychischen, psychosozialen oder psychosomatisch bedingten Verhaltensstörungen und Leidenszuständen. Das Ziel ist, seelisches Leid zu heilen oder zu lindern, in Lebenskrisen zu helfen, gestörte Verhaltensweisen und Einstellungen zu ändern und die persönliche Entwicklung und Gesundheit zu fördern. Die Ausübung ist seit 1991 gesetzlich geregelt.

Psychotherapie findet in der Beziehung zwischen der/dem PsychotherapeutIn und ihrem/seinem PatientIn statt. Sie/er ist Experte für seelische Störungen. PsychotherapeutInnen unterliegen einer gesetzlich verankerten absoluten Verschwiegenheitspflicht. Diese dient dem Schutz der für das Gelingen der Psychotherapie unabdingbaren Vertrauensbeziehung zwischen PatientIn und PsychotherapeutIn.

Psychotherapie wird sowohl bei Verhaltensauffälligkeiten (Außenperspektive) als auch bei subjektiv empfundenen Leidensdruck (Innenperspektive) in Anspruch genommen.

Das Erleben, sich voll und ganz zu fühlen, kann sich meiner Ansicht nach nur in der Zuwendung und Fürsorge der drei Dimensionen Körper, Geist und Seele (body-mind-soul) erfüllen. Es erfordert tiefes Schauen, um ihre Verwobenheit und gegenseitige Wechselwirkung und ihre Bedürfnisse erkennen zu können.

Wie und was wirkt in der Psychotherapie?

Durch Psychotherapie können wir uns mit allem, was uns ausmacht in einer haltenden und vertrauensvollen Beziehung erfahren und ausdrücken. Wir können erkennen, wie unsere (frühen) Beziehungserfahrungen unbewusst in die Gestaltung unseres Lebens, in unsere gegenwärtigen Beziehungen, in die Beziehung zu uns selbst und in die Problembewältigung bei Leidenszuständen hineinwirken. Durch unsere individuellen Erlebnisweisen (Wahrnehmungen) und emotionalen Verarbeitungen geben wir die Richtung und das Ziel vor.

Die 5 Wirkfaktoren (the big five) der Psychotherapie nach Klaus Grawe (Schweizer Psychotherapieforscher):

  • Die therapeutische Beziehung: die Qualität der Beziehung zwischen TherapeutIn und PatientIn = Passung
  • Die Ressourcenaktivierung: die Eigenart des/der Patienten/in wird als positive Ressource für das therapeutische Vorgehen genutzt
  • Die Problemaktualisierung: Probleme, die verändert werden sollen, werden unmittelbar erfahrbar.
  • Die motivationale Klärung: Die Psychotherapie fördert ein klares Bewusstsein über Ursprung, Hintergrund und aufrechterhaltende Faktoren des problematischen Erlebens und Verhaltens.
  • Die Problembewältigung: Hilfe beim Erleben positiver Bewältigungserfahrungen durch problemspezifische Maßnahmen