Traumatherapie

Was ist Traumatherapie?

 

Wie man weiß, hilft die Erforschung der mentalen Prozesse nach einem Trauma bei der Transformation ihrer Symptome nur begrenzt. Traumatisierte Menschen sind von ihrem „Bauchinstinkt“ abgeschnitten. Sie sind entweder von ihren Körperempfindungen überwältigt oder schalten sie radikal ab. Sie können nicht zwischen verschiedenen Empfindungen unterscheiden und angemessen handeln. Die Empfindungen sind eingeschränkt und chaotisch.

Traumatisierte Menschen sind oft nicht imstande, Mitgefühl zu spüren oder anzunehmen, weil sie entweder zu niedergedrückt oder eine Art von Abwehr permanent benutzen.

 

„Embodiment“, also die Verkörperung, Inkarnation oder Verleiblichung, meint das Urwissen um die Wechselwirkung zwischen Körper und Psyche. Das bedeutet, dass sich  Emotionen nicht nur im Körper ausdrücken, sondern auch umgekehrt Körperhaltungen und –empfindungen die Psyche beeinflussen. Alle Erfahrungen, die wir machen, beeinflussen unser Leben und prägen und verändern die Gestalt unseres Körpers. Das betrifft Belastungen, Verletzungen und Traumen aber auch Gefühle von Geborgenheit, Freude, Schönheit und inneres Gutsein. Äußeren Reizen folgen immer körperliche Reaktionen, das bedeutet auch, dass z.B. beängstigende körperliche Erfahrungen einen Kreislauf an immer wieder beängstigenden körperlichen Reaktionen in Gang setzen. Der Körper wird zu einem gefährlichen Ort und in dem wir uns nicht mehr sicher fühlen.

Verkörperung und Gewahrsein sind von wesentlicher Bedeutung für die Prävention und die Heilung von Traumen. Der Körper ist ein mächtiger Verbündeter, den wir für die Transformation intensiver „negativer“ oder unangenehmer Emotionen nutzen können und auf dem Weg erleben, was es wirklich heißt, inneres Gutsein und Freude zu verkörpern. Sämtliche menschliche Erfahrungen sind körperlicher Natur. Unsere Empfindungen und Emotionen steuern unsere Gedanken.

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Ereignisse und Emotionen sind quasi verkörpert. Informationen über die Welt nehmen wir über unsere äußeren Sinnesorgane auf, wie zum Beispiel optische Eindrücke, Geräusche, Berührungen, Gerüche und Geschmäcker. Genauso wichtig oder vielleicht wichtiger sind die Informationen, die uns unsere inneren Sinnesorgane wie Muskeln, Gelenke, Rezeptoren und inneren Organe liefern. Ohne diese Informationen könnten wir nicht gehen und würden auch nicht wissen, wie unsere Emotionen und Wünsche aussähen. Die Beziehungen zu anderen Menschen hängen vom Austausch dieser Sinnesdaten ab. Wir erfahren uns selbst und andere durch die Resonanz unserer Empfindungen. Verläuft dieser Austausch harmonisch, erleben wir das Gefühl einer Zugehörigkeit und inneren Gutsein.

 

 

 

Der polyvagalen Theorie (Steven Porges) zufolge existieren drei hierarchisch organisierte Subsysteme des autonomen Nervensystems, die unsere neurobiologischen Reaktionen auf Stimulation aus der Umgebung beeinflussen und eine wichtige Rolle bei der Verarbeitung eines Traumas spielen.

 

  1. Der ventral-parasympathische Zweig des Vagusnervs: für das System soziales Engagement

    Dieses System entscheidet darüber, wie bewusst oder wach ein Mensch in jedem beliebigen Augenblick ist.

  2. Das sympathische System: Mobilisierung (Kampf-Flucht-Verhalten)
  3. Der dorsal-parasympathische Zweig des Vagus: Immobilisierung (Erstarrung)

 

Traumatherapie – ein Weg zurück ins Leben

 

Zur Bewältigung von Traumasymptomen und posttraumatischen Belastungsstörungen braucht es eine professionelle Hilfe eines/einer speziell ausgebildeten TraumatherapeutIn.

„Traumatherapie hat somit zum Wirkungsziel, die psycho-emotionalen und physischen Anzeichen des erstarrten Traumas im Klienten erkennen zu können. Sie muss die wortlose Sprache des Körpers verstehen, damit der Klient allmählich lernt, sie selbst zu verstehen und zu hören. In der Schulung der Körpererfahrung und dem Körpergewahrsein haben wir die Chance, den Körper als Affektregulation zu nutzen.“ (P. Levine)

Traumatherapie – ein Weg zurück ins Leben

Zur Bewältigung von Traumasymptomen und posttraumatischen Belastungsstörungen braucht es eine professionelle Hilfe eines/einer speziell ausgebildeten TraumatherapeutIn.

Traumatherapie besteht aus drei Phasen:
  1. Stabilisierung
  2. Konfrontation – Traumabearbeitung
  3. Integration des Erlebten in die Lebensgeschichte

 

Die Basis bildet immer das Gefühl einer vertrauensvollen sicherheitsspendenden Beziehung zwischen TherapeutIn und KlientIn. Der therapeutische Raum muss als Ort der Sicherheit erfahren werden, damit eine Bearbeitung des Traumas in einem sicheren Bindungssystem stattfinden kann. Das bedeutet, dass sich das Stresserregungsniveau des Klienten in einem „optimalen Erregungsfenster“ befinden soll (St. Porges, D. Siegel), damit es dem Klienten bestmöglich ist, sich auf die Hilfestellung durch eine „Bindungsperson“ einlassen zu können. Der Klient bestimmt das Tempo.

 

Ziel ist es, die während der traumatischen Erfahrung auseinandergerissenen und abgespaltenen Wahrnehmungs- und Erlebnisinhalte, die nicht mehr bewusst und differenziert erinnerbar sind, in einer der jeweils individuellen Körpererinnerung entsprechenden präzisen Art und Weise wieder zusammenzufügen. Die traumatische Szene kann aktiv zu Ende gebracht werden, indem dem inneren Bewegungsimpuls gefolgt werden kann. Voraussetzung dafür ist eine ausreichende Stabilisierung, Distanzierung und Ressourcenaktivierung. Unter Berücksichtigung der neuronalen Verarbeitungsprozesse im Gehirn kann die traumatische in Körper und Gehirn eingekapselte Spannung abfließen und der gesamte Organismus beruhigt werden. Körper, Geist und Seele finden ihre Balance wieder. Traumatische Symptome in Gedanken, Gefühlen und Körperempfindungen lösen sich auf. „Der Schrecken im Körper“, wie es Bessel van der Kolk sagt, ist gelöst.

 

Das Trauma ist dann verarbeitetet, wenn wir das Ereignis mit adäquater gefühlsmäßiger Beteiligung wiedererinnern ohne davon überwältigt zu werden. Wir bleiben dabei körperlich ruhig und entspannt und können mit gefühlter Überzeugung sagen: „es ist vorbei“. Die Traumasymptome sind in unseren Gedanken, Gefühlen und Körperempfindungen gelöst. Die Muskelspannungen sind gelöst. Wir söhnen uns mit der Vergangenheit aus und akzeptieren sie. Dieses „neue“ Erleben drückt sich durch eine liebevollere und mitfühlende Haltung sich selbst und auch anderen gegenüber aus. Der Verteidigungs-/Abwehrmodus ist nicht mehr notwendig und sinnvoll.

Therapeutisches Ziel

  • Fähigkeit zur Selbstregulation
  • Erleben einer sicheren Bindungserfahrung
  • Entwicklung einer interpersonalen Sicherheit
  • Nach Kindheitstrauma: Gefühle verstehen und in Worte fassen lernen
  • Empfinden des Körpers als sicheren Ort und Heimat
  • Gefühl der Selbstberuhigung und des „inneren Friedens“

Die Traumatherapie eignet sich für akute Traumatisierung und länger zurückliegende und chronische Traumatisierung psychischer und physischer Art (Verletzungen, Unfälle, Erkrankungen, medizinische Interventionen). Im Falle einer psychischen Traumatisierung ist es unbedeutsam, ob das Trauma selbst als Betroffener/e erlebt wurde, ob man Zeuge eines überwältigenden (überflutenden) Ereignisses geworden ist oder jemanden davon erzählt wurde.

Traumatherapie kann auch nach Sportverletzungen (Leistungs- und Funktionsblockaden), wie David Grand (BSP) beeindruckend nachgewiesen hat, und bei Erkrankungen, die mit einem immunologischen Abwehr- und Verteidigungsverhalten im Zusammenhang stehen (Autoimmunerkrankung, entzündliche Darmerkrankungen, Allergien), sehr wirksam sein.

Mittlerweile wurden mehrere hochwirksame traumatherapeutische Methoden entwickelt, die es nicht notwendig machen, das traumatische Ereignis in seinen Einzelheiten wieder zu erinnern und eine neuerliche schwere Belastung und Verstärkung des Traumas hervorzurufen. Dadurch ist eine sehr schonende Verarbeitung möglich.

Jeder Mensch ist einzigartig – so auch wie sein Trauma. Aus diesem Grund bemühe ich mich, meine Methode, die unter Umständen nach Prozessentwicklung, Persönlichkeit und Intensität der Traumatisierung variieren kann, den Bedürfnissen des/der KlientIn anzupassen. In manchen Fällen kann auch eine pharmakotherapeutische Begleitung sinnvoll sein.

Traumatherapeutische Verfahren, die ich verwende:
  • Somatic Experiencing ® (SE) nach Peter Levine
    somaticexperiencing.at
    „Das Erwachen des Tigers“ P. Levine
    „Sprache ohne Worte“, P. Levine
  • Psychodynamisch Imaginative Traumatherapie (PITT) nach Luise Reddemann
    luise-reddemann.de
    Imagination, Mitgefühl und Achtsamkeit
    »Wenn wir Patienten dabei unterstützen, auf die Stimme ihrer inneren Weisheit zu hören, unterstützen wir ihre Selbstheilungskräfte und das freie Fließen dieser oft verschütteten Ressourcen.« L. Reddemann
  • Sensomotorische Psychotherapie (SP) nach Pat Ogden
    sensorimotorpsychotherapy.org
    „Die Sensumotorische Therapie hilft diesen Klienten, ihre physischen Empfindungen zu regulieren und adaptivere Handlungsweisen zu erlernen, so dass ihr damit verbundenes Selbstempfinden sich geerdet, kompetent und auf das Erleben in der Gegenwart hin orientiert fühlt. … Sie befasst sich mit dem Selbsterleben und dem Selbstgewahrsein des Klienten.“ (P. Ogden)
  • Achtsame Körper- und Atemübungen (z.B. Yoga, Meditation)
  • Spieltherapie bei Kindern